Polizist schleicht sich in Radar-Warn-Gruppe ein

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Tippgeber verurteiltPolizist schleicht sich in Radar-Warn-Gruppe ein

Mithilfe eines Fake-Profils ermittelte ein Baselbieter Verkehrspolizist in einer Facebook-Gruppe und zeigte einzelne Mitglieder an. Dies tat er ohne das Wissen seiner Vorgesetzten.

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«Unsere staatlichen Zuhälter haben wieder die grüne Wanderhure auf den Strich geschickt. Sie schafft an – vis-a-vis Landi Gelterkinden»: So und ähnlich fantasievoll lauten die Warnungen vor Geschwindigkeitskontrollen in der geschlossenen Facebook-Gruppe «Aktuelle Verkehrslage und Infos Region Basel und Umgebung». Wie die «Basler Zeitung» am Montag berichtete, kam ein Polizist den Radar-Warnern bei verdeckten Ermittlungen auf die Schliche.

Die geschlossene Gruppe zählt etwa 11'600 Mitglieder – aufgenommen wird nur, wer einen Antrag sendet oder durch ein Mitglied vorschlagen wird. Dennoch gelang es einem Baselbieter Verkehrspolizisten, sich dank Tarnung als Liebhaber schneller Autos unter dem Namen F.V. in die Gruppe einzuschleusen. Die Radar-Warnungen seien ihm ein Dorn im Auge gewesen – so sehr, dass er ohne Auftrag seiner Vorgesetzten ein Pseudo-Facebook-Profil erstellte, um undercover zu ermitteln.

Mittels Printscreens dokumentierte der Polizist die Radar-Warnungen, nicht ohne jedoch die Dokumente zu retuschieren: Um verdeckt ermitteln zu können, entfernte er seinen eigenen Namen auf den Beweisen und liess gegenüber der Staatsanwaltschaft verlauten, er habe «von einer Person über Beiträge Kenntnis erhalten.» Damit gab er eine Drittperson als Quelle an, was Monate später bei der Befragung durch die Staatsanwaltschaft für Verwirrung sorgte.

Polizei steht hinter ermittelnden Kollegen

Dank seiner Taktik gingen F.V. mehrere Personen ins Netz, so auch ein Mitglied aus Gelterkinden. Der Geständige hatte die Facebook-Community in 21 Fällen gewarnt. Auf ihn wartet nun eine 1000-Franken-Busse sowie Urteils- und Verfahrenskosten von 936 Franken.

«Dass die Staatsanwaltschaft einen lügenden Polizisten mit retuschierten Beweisen durchkommen lässt, kann ich nicht verstehen», lässt er gegenüber der «BaZ» verlauten. Tatsächlich, ist es laut Michael Lutz, Sprecher der Staatsanwaltschaft, «missverständlich», dass der Sachverhalt tatsachenwidrig beschrieben und angegeben wurde. Jedoch ändere dieser Umstand nichts an den eindeutig belegten, illegalen Tathandlungen.

Die Polizei Baselland deckt ihren Ermittler indessen: «Das beweissichernde Material wurde inhaltlich weder retuschiert noch verfälscht. Nur die Quelle wurde aus ermittlungstechnischen Gründen nicht sofort offengelegt», schreibt der Mediendienst.

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